Einbeinstand – notwendig um zu gehen?

Der Einbeinstand ist nicht nur einfach eine Übung im Yoga oder in der Reha. Der Einbeinstand kann wichtige Informationen liefern und vor allem müssen wir ihn perfekt beherrschen. Warum? Schliesslich wollen Sie doch gehen, oder?
Einbeinstand

Bei Einbeinstand denken wir meist an Übungen wie den Baum im Yoga oder rehaorientierte Stabilitätsübungen. Dabei stehen wir alle sehr häufig, ob wir wollen oder nicht, jeden Tag auf einem Bein. Ohne uns dessen wirklich bewusst zu werden, tun wir es bei jedem Schritt. Bei jedem Schritt, den wir gehen gibt es den Moment des Einbeinstandes. Deshalb ist es so wichtig, dass unser Körper es möglichst perfekt beherrscht.

Einbeinstand – machen wir alle!

Sind wir auf unseren zwei Beinen unterwegs merken wir gar nicht, dass wir den Bruchteil einer Sekunden auf nur einem Bein verbringen. Wir bemerken nicht, dass wir vielleicht auf dem einen Bein besser stehen als auf dem anderen. Jeder der es schon mal versucht hat oder jetzt probiert weiß, wie unsicher es im ersten Moment sein kann oder auch gar nicht funktioniert. Gehen oder laufen wir vorwärts, bemerken wir es nicht. Ist das bewusste Stehen auf einem Bein schwieriger als im Gehen oder können wir eigentlich gar nicht gehen?

Einerseits hat natürlich die Dauer etwas damit zu tun. Stelle ich mich bewusst hin und probiere auf einem Bein zu stehen, möchte ich es länger schaffen als nur den Bruchteil einer Sekunde. Des weiteren wirkt unser Bewusstsein in diesem Moment wie eine Lupe. Raus aus der alltäglichen Bewegung, nehme ich mir einen Moment Zeit um zu üben auf einem Bein zu stehen. Ich konzentriere mich, spüre in meinen Körper und alles was gerade passiert wirklich. Bewusst gehen, bei jedem Schritt den ganzen Körper, Muskelaktivität, Spannungen und Entspannungen fühlen, ist im Alltag weder ständig möglich noch nötig. Dafür hat auch unser Körper Prozesse und Bewegungen automatisiert. Nur wenn Bewegungen nicht optimal sind, dann müssen wir uns aus dieser Automatisierung wieder herausholen. Denn falsche Bewegungen können die Verursacher für Verschleiß, Verspannungen im ganzen Körper, Rückenbeschwerden bis hin zu Bandscheibenvorfällen und spätere Gelenkersatz sein. Es ist nicht ein Zuviel an Bewegung, sondern es ist meist unsere falsche Handhabung unseres Körpers in der Vergangenheit oder bis heute. Schonhaltungen und falsche Bewegungen, die unser Körper kreativ erfindet, um uns weiter zu bringen.

Auf einem Bein stehen ist die Basis

Der Einbeinstand kann für viele falsche Muster und Haltungen ein Indikator sein.  Er ist die Basis der Bewegung Gehen. Wir müssen einfach auf einem Bein stehen können, wenn wir zum Bäcker um die Ecke die Brötchen holen gehen oder wir diesen Sommer das Laufen und Wandern angefangen haben.

Aber haben wir uns schon mal überlegt, dass wir nicht gehen können?

Der Einbeindstand als natürliches Element im Gehen kann für viele Menschen bereits eine zu große Herausforderung sein. Wir tun es aber trotzdem, denn die Automatisierung und Notwendigkeit machen Druck. Dieser Druck lässt falsche Wege finden, die sich später in Schon- und Fehlhaltungen oder einfach falscher Bewegungen zeigen. So können altersbedingter Verschleiß, Bandscheibenvorfälle und Arthrose etc. entstehen, die dann zu Gelenksersatz führen können.

Damit das nicht passiert, ist es wichtig, dass wir unsere Gelenke richtig einsetzten, eine optimale Haltung natürlich finden und stabil halten können. Einfach ein ausbalanciertes Muskelsystem mit der richtigen Kraft, sowie der erforderlichen Beweglichkeit in unserem Körper haben.

Richtig trainieren ohne Überfordern oder nicht immer ist immer mehr besser

Der richtige Trainingsansatz ist immer, eine Herausforderung so zu gestalten, dass unser Körper die richtigen Muskeln einsetzt, die korrekte Reihenfolge beibehalten oder lernen kann. Dass unser Körper die Übungen richtig ausführen kann, ist genauso wichtig wie dass uns Training uns natürlich auch ein Stück aus der Comfy-Zone herausholt. Unser Körper braucht Sicherheit, sonst ist er im Notfall. In diesem Zustand versucht unser Körper alles, um uns dadurch zu bringen. Das kann langfristig auch das Falsche sein. 

Ist der Einbeinstand im Stand zu schwierig, bedeutet es einfach in einer einfacheren Position zu üben. Nur im entspannten Zustand können Körper und Gehirn wieder lernen wie die Bewegung richtig geht. Zur Intensivierung werden explizit Muskeln angesprochen, die gar nicht oder zu wenig arbeiten. Hier kann die Methode MIRA wertvolle Hilfe leisten.

Im Training ist eine einfachere Position auf nur einem Bein zu stehe,  die „Balance“ im Vierfüßlerstand auf dem Boden. Nehme ich eine Hand oder ein Bein hoch, muss der Körper ähnlich arbeiten wie auf einem Bein. Aber ich habe neben dem einen Bein immer noch eine weitere Hand mit auf dem Boden und ich muss mich nicht im aufrechten Stand halten. Der Vierfüßlerstand ist leichter zu halten. Erinnern Sie sich, wir haben diese Entwicklung alle als Baby durchgemacht. Auf allen vieren gekrabbelt sind wir bevor wir uns aufgerichtet und in den Gang gefunden haben.

Generell gilt: Die leichteste Position ist die Rückenlage, es folgt der Vierfüßlerstand und dann der aufrechte Stand auf zwei Beinen. Das ist nur ein sehr vereinfachtes Schema. Ganz nebenbei, deshalb ist der Pilates Reformer auch ein so ideales Gerät. Als Beispiel für eine tolle Übung ist die Kniebeuge, die ich auf dem Reformer im Grunde in Rückenlage trainieren kann. Dabei kann ich auf die richtige Bewegung, wie beugt mein Knie, den korrekten Einsatz der Muskeln, sind die Bauchmuskeln aktiv und die Schultern entspannt, den korrekten Einsatz von Muskeln achten. Dinge, auf die ich mich im Stand noch nicht konzentrieren und richtig einsetzten kann. Denn ist der Stand und das Gehen schon anstrengend für mich, hat unser Körper keine freien Ressourcen mehr die Entspanntheit der Schultern zu garantieren.

Einbeinstand auf vier „Füßen“

Für mich war der Vierfüßlerstand immer eine der leichtesten, fast selbstverständlichsten Übungen. Diese Position und Übungen wie „Balance“ schaffte sogar früher meine siebzigjährige Mutter spielend.

Um so erschütternder war es zu Beginn meiner Trainerkarriere zu erleben, wieviele Menschen nicht einen Arm und Bein im Vierfüßlerstand heben können. Im Umkehrschluss bedeutet dies leider auch, dass diese Menschen im aufrechten Stand nicht auf einem Bein stehen können.

Heute weiß ich, dass es sehr viele Gründe gibt, dass es nicht funktioniert. Neben der reinen Bewegung und Kraft, spielt unser Gehirn eine große Rolle. Denn das Muskeln nicht aktiviert werden können oder falsche Bewegungsmuster integriert sind, kann nur eine der Ursache sein. Unfälle, die ein Umlernen erforderten, wie auch Lebensmittelallergien und emotionale Traumata beeinflussen ebenfalls unseren Bewegungsapparat.

Richtig gehen braucht den Einbeinstand

Der Vierfüßlerstand ist für mich eine der elementarsten Übungen, heute mehr denn je. Im Reflex-Integrations-Training kann eine Übung in dieser Position sogar die Rechts-Links-Schwäche wieder integrieren.

Für mich ist es jeden Tag wieder erstaunlich welche Wunder unser Körper für uns leistet. Mit nur wenig Einsatz. Erleben Sie auch dieses Wunder und vor allem genießen Sie es jeden Tag! Helfen Sie Ihrem Körper sich richtig zu bewegen und wirklich gehen zu können.

Ich hoffe mir ist es gelungen Ihnen aufzuzeigen, wie wichtig der Einbeinstand ist für unseren Alltag und welch großartige Hilfe der Vierfüßlerstand Ihnen bieten kann. 

Vielleicht haben Sie den Einbeinstand schon probiert? Ich bin gespannt auf Ihre Beobachtungen und freu mich auch auf Ihre Fragen. 

Demnächst ...